Berlin

Unter den Linden

Berlin ist ein Dreckloch. Die Berliner spinnen doch alle. Diese und andere Berlin-Beleidungen äußerten meine schwäbischen Begleiter des öfteren an diesem 1. Juni, als der VfB Stuttgart im DFB Pokalfinale gegen die Bayern verlor und die Stuttgarter Fans nicht umhin kamen, ihre Füße mal wieder in die Stadt an der Spree zu setzen. Es war nicht das erste Mal, dass ich diese Unmutsäußerungen vernahm, auf Berlin wird im Ländle eben gerne mal geschimpft. Und man kann es den Bruddlern ja auch nicht ganz verübeln. Verlässt der Stuttgarter seine beschauliche Heimat in Richtung Hauptstadt, kann er bei der Ankunft schon mal einen kleinen Kulturschock erleben. Und auch der berühmte Schwabenhass, der immer bizarrere Ausmaße annimmt und am ach so toleranten Ruf Berlins stark zweifeln lässt, rechtfertigt eine gewisse Skepsis der Schwaben gegenüber der Hauptstadt. All tourists are bastards? Kauft nicht bei Schwaben? Die spinnen doch, aber gewaltig!
Und trotzdem nehme ich es fast persönlich, wenn jemand diese Stadt beleidigt. Kann ich es nicht verstehen, wenn man es als Höchststrafe ansehen würde, dort wohnen zu müssen – würde ich doch so gern mal für längere Zeit zu den Bewohnern Berlins zählen. Auf Konzerte gehen, für die ich sonst hunderte Kilometer fahren müsste. In Läden einkaufen, die ich sonst nur online besuchen kann. In Restaurants essen und in Bars und Kneipen trinken, von denen ich hier nur in Zeitschriften und Blogs lese. Täglich Menschen aus aller Welt auf der Straße begegnen. Näher an der Ostsee sein. Und an der Heimat.
Deswegen freue ich mich jedes Mal sehr, wenn es mal wieder nach Berlin geht. Im Mai diesen Jahres war das gleich zweimal der Fall, einmal nur einen Tag, einmal ein verlängertes Wochenende. Highlights: zweimal Tim Raue, Long March Canteen, The G&T Bar, Nussladen in Kreuzberg, Schlange vor Mustafas Gemüsekebap und immer wieder Kulturkaufhaus Dussmann.

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